Yannik Escher spielt beim FC Eschenbach eine bedeutende Rolle im zentralen Mittelfeld. Das 23-jährige Eigengewächs fand bereits letzte Saison zu konstanten Leistungen und erstaunlicher Spielstärke. Yannik verkörpert den Beweis, dass im Fussball Geduld und auch mal ein Umweg zu einer erfolgreichen Entwicklung führen.
Trotz seines jugendlichen Alters schrieb sein Fussballleben schon einige Geschichten. Wie gross waren Freude und anschliessende Nervosität, als Eschenbachs damaliger Trainer Glenn Meier den 17-jährigen Junior aus dem Team Seetal anrief und ihn für das Zweitliga-Interspiel im Tessin gegen Castello aufbot. Später blieb ihm im Juni 2015 in der Kabine des FC Gunzwil keine Zeit für flatternde Nerven. Derselbe Trainer warf ihn ins kalte Wasser und beorderte ihn völlig überraschend zum ersten Mal in die Startelf dieses vielzitierten Spiels. Damit trug auch der Jungspund zum Ligaerhalt des FC Eschenbach im allerletzten Spiel der Saison bei.
Bis zu diesem Zeitpunkt durchlief Yannik sämtliche Ausbildungsstufen beim FC Eschenbach. Angefangen bei der Kicki-Fussballschule des FCE, schlug Yannik ein neues Ballsportkapitel in der Familie auf. Vater Christian (Spitzenhandball) und Mutter Fabienne (Volleyball) lebten den Sport vor. Nach den D-Junioren schaffte er den Sprung ins Team Seetal. Der Cupsieg bei den C-Junioren mit Trainer Michi Kohler bleibt ihm dabei als persönliches Highlight in bester Erinnerung. Nach den oben beschriebenen Debuts als Junior fand er in den Saisons 15/16 und 16/17 Unterschlupf im Kader der Gelbschwarzen. Der Funke wollte nicht so recht zünden. Sein schmächtiger, fragiler Körperbau war noch nicht so weit für die 2. Liga Inter. Oft nahm er auf der Ersatzbank Platz, die Einsatzzeiten hielten sich in Grenzen. Wie weiter?
Eschenbachs Nummer 21 Yannik Escher im Luftduell gegen den FC Sursee - Bild: Daniel Gerber (FC Eschenbach)
Lehrjahre beim FC Hitzkirch
Beim Wechsel zum neuen Verein FC Hitzkirch blieben nicht nur die vertrauten Clubfarben gelb-schwarz, er traf auch auf bekannte jugendliche Gesichter des früheren Team Seetal. Spieler wie Nico Bucher, Livio Lombardo und Sandro Frischkopf (heute alle beim FC Hochdorf) und Alban Mulaj (heute auch wieder beim FC Eschenbach) verstärkten den Drittligisten. Yannik erklärt seinen Transfer mit folgenden Worten: « Ich nahm diese Luftveränderung nie als Rückschritt wahr. Es war eine Chance für meine fussballerische und menschliche Entwicklung. Mit viel Spielpraxis konnte ich an der mangelnden Physis arbeiten, an Spielstärke gewinnen und Selbstvertrauen tanken. Sowohl in der ersten Saison bei Mesut Gündem wie auch in der zweiten bei Kusi Winiger lernte, profitierte und wuchs ich in einem intakten Team.»
Gelungene Rückkehr
Seine herausragenden Leistungen blieben beim Stammverein nicht unbemerkt und als Eschenbach den Umbruch einleitete, kontaktierte ihn der damalige Sportchef Marco Renggli. Dazu der «Eibeler»: «Es war immer mein Wunsch, irgendwann wieder zu meinem Herzensverein zurückzukehren. Die familiäre Atmosphäre auf dem Weiherhaus und die vielen bekannten Gesichter machten mir die Entscheidung leicht. Ich spürte, dass die Verantwortlichen auf mich setzten und Vertrauen in mich hatten. Ich wollte nun diese Herausforderung annehmen und war bereit.» Und siehe da! Eschenbachs Fussballanhänger rieben sich verwundert die Augen, wie der laufstarke Mittelfeldspieler die Löcher stopfte, Pässe und Konter des Gegners unterband und Angriffe gekonnt einleitete.
Er wurde zum mannschaftsdienlichen Motor und Taktgeber im Mittelfeld. Er verblüffte mit Konstanz über 90 Minuten und hatte wesentlichen Anteil an der erfolgreichen Vorrunde 2019 mit zwischenzeitlich sechs Siegen in Folge, in der er keine Spielminute verpasste. In der vergangenen Herbstrunde schliesslich verhalf er zum massgeschneiderten Start in die Saison, welche jedoch für ihn durch eine hartnäckige Schulterverletzung einen jähen Unterbruch fand und ihn zu einer längeren Spielpause zwang. Zurück im Team fügte er sich ohne Anlaufzeit wieder ein und trug damit seinen Teil zum erfolgreichen Schlussspurt und Abschluss der Vorrunde bei. Jetzt in der verlängerten Winterpause freut er sich auf die Frühjahrsrunde und hofft, dass sein Team auch in Zukunft mit Spass und Begeisterung auftreten und an die vergangenen Erfolge anknüpfen kann.
Für einmal Jogging durch die verschneite Landschaft statt Fussball auf dem Rasen. - Bild: Laurin Escher
Ein absoluter Teamplayer
Yannik verkörpert den Mannschaftssportler. Er stellt sich mit seiner unermüdlichen Spielweise in den Dienst der Mannschaft und sorgt auch neben dem Platz für unterstützende Aktionen. So war er beispielsweise trotz seiner Verletzung bei jedem Training und Spiel anwesend und Teil der Mannschaft. Er fühlt sich wohl und lobt insbesondere Stimmung, Kameradschaft und Zusammenhalt innerhalb der Eschenbacher Truppe: « Die Trainer Christoph Müller und Marco Zimmermann begegnen uns Spielern auf Augenhöhe. Sie vermitteln uns menschlich wie fachlich Werte, welche diese Erfolge ermöglichen. In diesem harmonischen Umfeld können wir unsere Stärken ausspielen. Sie bieten uns damit Woche für Woche die Plattform, um Fehler zu machen, aber um zu lernen und uns stetig zu verbessern.»
«Nicht nachlassen gewinnt! »
Die Fussballwelt der Eschenbacher Nummer 21 ist voll in Ordnung. Dies ist umso wertvoller, weil Yannik auch nebst seinem zeitraubenden Hobby stark ausgelastet ist. Er absolviert zurzeit das Masters-Studium an der Universität Bern in Psychologie und arbeitet zudem als Leiter der Notfallorganisation bei der Armee in Thun. Bleibt noch etwas Freizeit, so liest er gerne bildende Sachbücher, verfolgt Themen rund um den allgemeinen Sport und verbringt Zeit mit seiner Freundin und der Familie. Bei seinem ausgefüllten Wochenplan ist er froh, noch bei seinen Eltern und den jüngeren Geschwistern Alina und Laurin zu wohnen. Jetzt In der Winter- und Coronapause hält er sich zu Hause fit oder trainiert zusammen mit seinem jüngeren Bruder Laurin auf dem Kunstrasen auf dem Weiherhaus. Noch im Januar würde die Rückrundenvorbereitung mit dem gewohnt nahrhaften Programm mit fünf Testspielen beginnen. Aber eben, was lange währt, wird hoffentlich mal endlich gut!
Wenn der Start dann mal erfolgt, wird Yannik gemäss seinem Naturell in den Spielen bis zum Schlusspfiff wieder alles geben. Er hat sich Willen und Durchhaltevermögen in seiner fussballerischen Laufbahn angeeignet, indem er sich trotz Widerständen durchgesetzt und nie aufgegeben hat. Der Vorschlag zu einem Lebensmotto lässt sich demnach leicht unterbreiten. Wie wär’s mit «Ned nochelo gwönnt!»?