Die Rückrundenvorbereitung verzögert sich, das traditionelle Trainingslager wurde auf Grund der Pandemie nie spruchreif. Wagen wir uns auf Spurensuche: Wann fand das erste Trainingslager in der Eschenbacher Fussballgeschichte statt? Wer waren die damaligen Drahtzieher und wie war der Verein in diesen Zeiten aufgestellt?
Auch ein Amateurverein wie der FC Eschenbach bereitet sich üblicherweise nach der Winterpause mit einem intensiven Trainingsprogramm auf die Rückrunde vor. Ein mehrtägiges Trainingslager in südlichen, wärmeren Gefilden gipfelt jeweils zum Höhepunkt der laufenden Vorbereitung. Malta, Zypern und Mallorca hiessen die Reiseziele in den letzten drei Jahren. Für ein paar Tage durften sich die FCE-Spieler als Fussballprofi fühlen. Nebst Trainingseinheiten auf sattgrünen Rasen und Testspielen sorgte jeweils ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm für Zusammenhalt und Kitt innerhalb des Teams. Kurz: Das professionelle Umfeld liess jedes Fussballherz höherschlagen.
Kaum kehrte der FC Eschenbach anfangs März des letzten Jahres aus Mallorca ins Seetal zurück, erfolgte der Abbruch der Meisterschaft. Es blieben die Erinnerungen an ein erfolgreiches Trainingslager mit bereichernden Fussballerlebnissen. Die Früchte aus dieser idealen Vorbereitung konnten nicht mehr geerntet werden. Dieses Jahr herrscht bis heute in Sachen Vorbereitung absolute Funkstille. Die FCE-Fussballer warten noch immer auf das grüne Licht für gemeinsame Trainingseinheiten und Testspiele, ein Trainingslager stand unter den gegebenen Umständen nicht zur Diskussion.
Das Fanionteam des FC Eschenbach im Jahr 2020 am Strand von Calla Millor (Mallorca) - Foto: Daniel Gerber (FC Eschenbach)
Der Blick zurück: Das erste Trainingslager
In den Anfängen des FC Eschenbach wagte sich die erste Mannschaft vielleicht mal an ein Trainingsweekend oder organisierte zur Teambildung einen Schneesportplausch. In der Saison 1990/ 1991 führte Seppi Schmidiger als Trainer das Zepter und Bruno Scherer stand ihm als Coach zur Seite. Vor 30 Jahren organisierte der damalige Übungsleiter das erste Trainingslager der Vereinsgeschichte. Spieler und Staff verreisten nach Gran Canaria. Der 1990 zuvor gegründete «Donschtig-Club» griff den jungen Sportlern schon damals finanziell unter die Arme. Für den Drittligisten war diese Premiere ein Erlebnis. Der «Seetaler Bote» widmete dem sportlichen Ereignis unter dem Titel «In jeder Beziehung ein Hit geworden» einen umfangreichen Bericht. Ein Auszug beleuchtet die sportliche Seite:
«Auf Gran Canaria floss der Schweiss in Strömen. Trainer Seppi Schmidiger forderte seine Spieler in täglichen Trainings, wobei das Laufen in den Dünen die Beinmuskeln arg strapazierte. Nebst diesem nahrhaften Lauftraining lag der Schwerpunkt in der Ballbehandlung. Zwei Trainingsspiele sorgten zudem für Abwechslung und Auflockerung. Gegen das Reserveteam des FC Gossau (4. Liga) gewann die Schmidiger-Elf mit 2:1-Toren. Dabei erzielte der auf Mittelstürmer-Position eingesetzte Roli Honauer beide Treffer. Mit einer klar gesteigerten Leistung wartete die Mannschaft gegen Buchs auf. Man schlug den Aargauer Drittligisten diskussionslos mit 3:0. Roli Honauer, Markus Hofstetter und Ueli Fankhauser liessen sich als Torschützen feiern.» Im Weiteren erwähnte der Bericht zusätzliche Vorzüge eines solchen Camps: «Nebst der sportlichen Seite birgt ein solcher Zusammenzug auch viele Gelegenheiten zum Plausch, zur Geselligkeit und zum Feiern.» TK-Chef Paul Gysel (heute heisst dieses Amt Sportchef) brachte es mit seinen Worten wohl treffend auf einen Nenner: «Gran Canaria war ein sehr gelungener Abstecher … aber streng in jeder Beziehung.»
Ganz knapp am Aufstieg vorbei
War das erste Trainingslager auch von erfolgreichen Nachwirkungen geprägt? Im selben, oben erwähnten Artikel lobte Trainer Seppi Schmidiger auch den Einsatz und die Disziplin der Mannschaft und war überzeugt, mit dem Team eine gute Rückrunde zu spielen. Er sollte recht behalten. Obwohl Goalgetter René Rast (11 Tore in der Vorrunde) in der Winterpause zum NLB-Verein FC Emmenbrücke wechselte, erreichten die Gelbschwarzen als Gruppenmeister die Aufstiegsspiele. Fredy Ehrler (2006 leider viel zu früh verstorben) spielte einmal mehr eine Glanzsaison. Langjährige Schlüsselspieler wie Herbert Fankhauser (übernahm auf die neue Saison das «Zwöi» als Spielertrainer) und Christian Gisler traten nach dieser begeisternden Spielzeit ins zweite Glied zurück. In der ersten Runde um den Aufstieg in die zweite Liga booteten die Eschenbacher im Hin- und Rückspiel den FC Nottwil aus. Eschenbach zog in beiden Partien als Sieger vom Platz. Dem 2:1 in Eschenbach (Torschützen Dominik Geiser und Hans Küng) folgte ein 0:2 in Nottwil (Torschützen Roli Honauer und Dominik Geiser). In der Finalissima gegen LSC und Zug II reichte es haarscharf nicht zum Aufstieg.
Die 1. Mannschaft des FC Eschenbach der Saison 1990/91 - Archivbild: Osi Sager
Unter Peter Spitznagels Führung
Stöbert man noch etwas weiter durchs Vereinsleben, so lässt es sich in Nostalgie schwelgen. Die Mannschaften spielten noch immer auf dem ursprünglichen, kleinen Spielfeld. Unter der Führung des heutigen Ehrenpräsidenten Peter Spitznagel wurden die Planungen für die Weiherhaus-Sanierung vorangetrieben. Die zweite (Trainer Peter Schildknecht) und die dritte Mannschaft (Trainer Erwin Suter) spielten in der 4. Liga eine bedeutende Rolle. Kurt Höltschi trat als langjähriger und umsichtiger Spielertrainer der Senioren Ende Saison zurück. Walter Fähndrich scharte eine Trainingsgruppe älterer Fussballsemester um sich, welche dann später als neu gegründete Veteranenmannschaft an der Meisterschaft teilnahm. Die Nachwuchsabteilung schickte in jeder Kategorie mindestens eine Juniorenmannschaft ins Meisterschaftsrennen. Peter «Sten» Schnyder, Radi Ilic, Franz Bammert, Seppi Eiholzer, Josef Muff, Erich Buob, Beat Lehmann und Franz Zemp betreuten in dieser Saison die verschiedenen Teams.
In diesem Jahr fällt das Trainingslager unseres Fanionteam zwar aus, aber die Füsse stillhalten ins trotzdem nicht angesagt. Bis zum offiziell erlaubten Trainingsstart hält sich die Mannschaft mit individuellen Gruppentrainings fit. Bestimmt träumt man dabei auch schon etwas vom Trainingslager 2022 und denkt an die warme Sonne und feinen Sandstrände.